Christoph Kreitz
Darmstadt 15. Mai 1994
Liebe Gemeinde,Ausgangspunkt meiner heutigen Predigt ist das Gleichnis vom Sämann, das den meisten von uns ziemlich vertraut sein dürfte. Ich lese es in der Form, die Lukas in Kapitel 8, Verse 4-15 aufgeschrieben hat.
Und als er dies sagte, rief er aus ``Wer Ohren hat zu hören, der höre''
Bevor ich weiterlese, laßt uns doch einmal versuchen, uns die Situation vorzustellen, die Jesus hier beschreibt.
Er schildert einen Ackerboden, auf den ein Sämann seinen Samen
aussät. Dieser Sämann hat natürlich eine Absicht dabei. Aus dem
Samen soll etwas wachsen, denn sonst wäre es ja ziemlich sinnlos ihn
auszustreuen. Der Sämann erwartet also, daß Frucht aus dem Samen
entsteht - z.B. Getreide oder Gemüse. Dafür ist der Boden da, auf
den er den Samen ausstreut, und zu nichts anderem. Er soll den Samen aufnehmen
und zur Reife bringen.
Ob das allerdings tatsächlich funktioniert, hängt wesentlich davon ab,
wie dieser Boden beschaffen ist. Auf dem Weg, auf Felsen, oder unter
Dornen - da kann nichts wachsen. Frucht kann nur entstehen, wenn die Erde
auch gut ist.
Das ist ganz einleuchtend und jeder Zuhörer Jesu konnte diesen Zusammenhang sehr gut verstehen. Nur - warum erzählt Jesus dieses Gleichnis? Und vor allem, was soll dieser seltsame Nachsatz ``Wer Ohren hat zu hören, der höre''? Was hat denn Aussäen mit Hören zu tun?
Nun, wir haben Glück, denn die Jünger Jesu wußten auch nicht so recht, was das bedeuten sollte. Deshalb wird uns zusätzlich eine Deutung des Ganzen überliefert. Denn die Jünger taten das einzig Richtige, was man tun kann, wenn man das Wort Gottes nicht versteht: sie gingen hin zu Jesus und fragten ihn, was denn das Gleichnis bedeuten solle.
Und Jesus gab ihnen eine Erklärung für das Gleichnis, die ich im folgenden etwas frei wiedergeben möchte:
Der Same ist das Wort Gottes und der Boden sind die Menschen, die es hören.
Der Weg steht für die Menschen, die das Wort hören, aber nicht annehmen. Bevor das Wort wirken kann, kommt der Teufel und nimmt es von ihren Herzen weg, auf daß sie nicht glauben und errettet werden.
Der felsige Boden steht für diejenigen, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben. Für eine Zeit glauben sie, aber wenn Schwierigkeiten oder Versuchungen auftreten, fallen sie ab.
Der dornige Boden steht für die, welche das Wort hören und aufnehmen. Sie bringen aber nichts zur Reife, weil Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens alles wieder ersticken. Die guten Erde aber, das sind diejenigen, die das Wort in einem redlichen und guten Herzen hören, es bewahren und mit Ausdauer Frucht bringen.
Jesus vergleicht also Menschen mit Ackerböden, auf die als Samen das Wort Gottes fällt. In einem übertragenen Sinne sind wir also der Nährboden für das Wort Gottes. Und damit steht auch fest, welches Ziel Gott mit uns verfolgt.
Was ist nun dieses Ziel?
Nun, wir sollen dafür sorgen, daß aus dem Gottes Wort Frucht entsteht. So etwas ist nun einmal die Aufgabe eines Ackerbodens. Er soll dem Samen und der entstehenden Pflanze Nähstoffe zuführen und sie zur Reife bringen. Dafür ist er da und für nichts anderes.
Der oberste Zweck unseres Daseins ist es also, Frucht zu bringen um Gott zu verherrlichen. Dafür leben wir, denn Jesus hat uns ``erwählt, damit wir hingehen und Frucht bringen und unsere Frucht bleibe'' - wie er selbst in Johannes 15:16 sagt. Alles andere in unserem Leben ist - wenn man es genau betrachtet - von geringerer Bedeutung.
Ich verstehe dieses ``Frucht bringen'' auf zwei Arten.
Jeder von uns kann in diesem Sinne noch wachsen. Es gibt keinen, der dies nicht mehr nötig hätte oder etwa dazu nicht in der Lage wäre. Denn wenn Jesus sagt, daß Frucht bringen unsere eigentliche Aufgabe ist, dann können wir diese natürlich auch erfüllen. Niemand ist hier, der das nicht könnte. Keiner ist, zu schwach, zu einfach, zu ungebildet, zu unerfahren, zu jung oder zu alt dafür. Die Fähigkeit, Frucht zu bringen besitzt jeder hier im Raum - nicht etwa nur ein paar Auserwählte. Jeder kann und jeder soll Frucht bringen.
Aber, es gibt natürlich auch eine Voraussetzung dafür. Frucht bringen kann ein Boden nicht aus sich selbst. Er muß schon den Samen, aus dem sie entstehen soll, aufnehmen und versorgen. Den Samen, das Wort Gottes bekommen wir umsonst und da steckt auch die ganze Kraft der Frucht schon drin. Aber wie diese Frucht wachsen kann, wie groß sie wird, daß hängt davon ab, wie der Boden beschaffen ist, auf den der Samen fällt. Das Maß, mit dem wir Frucht bringen, hängt also davon ab, welche Art Boden wir für Gottes Wort darstellen.
Um dies deutlich zu machen, beschreibt Jesus in seinem Gleichnis die
verschiedenen Arten, wie Menschen auf das Wort Gottes reagieren können. Was
aber will er damit erreichen und vor allem - was bezweckt er mit dem Satz ``Wer
Ohren hat zu hören, der höre''?
Nun, es gibt zwei Möglichkeiten, wie unsere Antwort darauf ausfallen kann,
und diese hängen davon ab, wie unsere Sicht auf diese Welt ist.
Wenn wir dazu neigen, mehr auf die Vergangenheit zu schauen und Gründe und
Erklärungen für unsere jetzige Situation zu suchen, dann würden wir
vielleicht sagen, daß Jesus die Menschen in verschiedene Kategorien
einteilt, von denen nur eine wirklich Frucht bringt. Und wir würden
uns vielleicht ängstlich fragen, zu welcher Kategorie wir wohl
gehören. Und wenn wir im Moment gerade keine Frucht, keine
Weiterentwicklung, kein Wachstum in unserem Glauben sehen, dann würden wir
uns fragen, warum das so ist und uns flugs in einer der drei Schubladen
wiederfinden. ``Ich habe einfach keine Wurzel'' würden wir dann traurig
sagen - oder ``meine Sorgen und Belastungen erdrücken mich nun einmal''.
``Ich schaffe es nicht - es ist einfach zu viel für mich'' würden wir
dann nach einer Weile sagen und resigniert feststellen, daß wir wohl zu
denjenigen gehören, die einfach keine echte Frucht bringen können. Und diese ``fromme Selbsterkenntnis'' würde uns erklären,
warum Gott uns so oft im Stich läßt. Wir würden uns elend
fühlen, nutzlos und schuldig - ohne Ausweg -. Die Begegnung mit der
Bibel hätte uns wieder einmal erdrückt anstatt uns aufzubauen.
Ich schildere das so ausführlich, weil diese Haltung gar nicht so selten ist und ich deutlich machen will, daß uns diese Sicht auf die Bibel nicht weiterbringt. Sie treibt uns statt dessen nur in Resignation und in Angst davor, daß Gott uns verdammt, weil er ja genug Gründe dafür hat.
Das aber ist nicht, was Gott mit seinem Wort erreichen will. Er will uns aufbauen, nicht zerstören. Er will uns das Ziel vor Augen halten, an das er uns führen will. Er will, daß wir in die Zukunft schauen und nicht in die Vergangenheit. Nur die Gründe zu analysieren, warum wir da stehen, wo wir jetzt sind, und warum es nicht vorwärtsgeht, bringt uns kein bißchen weiter im Glauben. Und deshalb sagt Paulus zum Beispiel im Philipperbrief, Kapitel 3 Vers 13: ``Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, zu dem Gott mich gerufen hat''.
Also - hören wir auf, in der Vergangenheit zu wühlen. Fragen wir uns lieber, wo wir denn überhaupt hinwollen und wie wir dahinkommen können. Nur wenn wir mit diesen Fragen an die Bibel herangehen, können wir mit dem Gleichnis etwas anfangen. Dann erst sehen wir, daß uns Jesus einen Weg weist, wie wir Frucht bringen können, und daß wir alle prinzipiell die Fähigkeit besitzen, gute Ackerböden zu sein, die viel Frucht bringen.
Die drei Arten, wie wir nicht zum Ziel kommen, beschreibt Jesus nicht, um Menschen in Schubladen zu packen. Denn jeder von uns wird sich einmal in Situationen vorfinden, in denen er in eine dieser Schubladen paßt. Mal höre ich nicht richtig hin, mal flammt die Begeisterung nur für eine kurze Zeit auf, mal wird so mancher gute Plan von anderen Sorgen und Plänen erstickt. Das ist nun einmal so, denn fehlerlos kann ich nicht sein.
Aber das heißt nicht, daß ich daran nichts verbessern kann. Zu wissen, welche Wege mich nicht weiterbringen, zeigt mir deutlicher, was Jesus mit dem vierten, dem einzig richtigen Weg, meint und auf welche Hindernisse ich achten sollte. Die Gegenüberstellung von falschen und richtigen Wegen benutzt Jesus nur, um uns klar zu machen, wie wir gewinnbringend mit dem Wort Gottes umgehen können, damit wir mehr oder weniger automatisch und ohne übermenschliche Anstrengungen Frucht bringen können.
Es geht ihm - und das sagt der Schlußsatz sehr deutlich - um das Hören des Wortes Gottes. Das Maß, wie Gott in unserem Leben Raum bekommt, hängt davon ab, wie wir sein Wort hören und wie wir damit umgehen. Wenn wir das nicht berücksichtigen, kann es keinen Fortschritt im Glauben und keine persönliche Entwicklung geben. Wir mühen uns nur ab und erreichen nichts Sinnvolles, weil wir einfach den falschen Weg verfolgen.
Natürlich geht es um mehr als das akustische Phänomen, sonst würde Jesus nicht diejenigen, die hören können, noch einmal gesondert dazu auffordern. Es geht darum, daß wir richtig hören - in einer Art also, daß wir das Wort aufnehmen, bewahren und zur Wirkung kommen lassen.
Hierbei kommt es auf drei Aspekte an, die ich im folgenden genauer besprechen will:
Das erste: was hören wir uns an?
Eigentlich sollte es jedem klar sein, wie wichtig es ist, darauf zu achten, was wir uns überhaupt anhören. Denn was wir uns anhören, das wird uns auch prägen.
Kein Landmann wird erwarten, daß Weizen wächst, wenn er Unkraut gesät hat. Es wäre einfach widersinnig. Und genausowenig können wir erwarten, daß wir im Glauben Wachstum erleben, wenn wir uns ständig Dinge anhören, die nicht von Gott sind.
Und es gibt viele Dinge, die einfach nicht hörenswert sind: gottloses Gerede; falsche Lehren, die nichts mit dem Wort Gottes zu tun haben, und vor allem Jammern und negatives Reden - all das wird uns weder aufbauen noch weiterbringen. Und wenn wir nicht gerade einen seelsorgerlichen Auftrag haben, sollten wir uns soetwas gar nicht erst anhören.
Gerade das negative Reden über andere Personen ist etwas sehr Gefährliches. Klagen, tratschen, kritisieren und verächtlich reden über andere Gemeindemitglieder, den Pastor oder Leute, die in Verantwortung stehen - soetwas kommt auch in unseren Gemeinden immer häufiger vor. Gibt es einen Grund, warum wir uns das anhören sollten? Bringt uns das weiter? Können wir daraus etwas für unser Glaubensleben lernen? Bestimmt nicht!
Machen wir uns nichts vor. Wer sich ständig nur Klagen anhört, der wird auf die Dauer depressiv. Wenn wir uns immer nur negative Dinge anhören, dann werden wir selber anfangen, so zu denken. Wir werden nur noch auf die negativen Dinge im Leben achten und überhaupt kein Auge mehr dafür haben, was Gott in unserem Leben tut. Und dann wird für uns das Negative zu einer größeren Realität als Gottes Verheißungen. Dann wird unser Gottvertrauen nahe bei Null enden - darüber brauchen wir uns nicht zu wundern.
Wollen wir das?
Wir haben es selbst in der Hand zu entscheiden, ob wir diesen negativen Dingen Raum geben wollen. Ja ich weiß, wir können dem nicht immer aus dem Weg gehen - besonders am Arbeitsplatz nicht. Aber meistens können wir doch selbst entscheiden, was wir uns anhören. Und wir könen ruhig auch einmal klarstellen, daß wir manche Dinge nicht hören wollen. Wenn wir wachsen wollen im Glauben, dann sollte das, was wir uns anhören, von Gott sein und nicht vom Teufel.
Aber nicht nur was wir hören, ist wichtig, sondern auch wie wir hören, - und damit bin ich beim zweiten Punkt.
Mit welcher inneren Einstellung sind wir dabei? Welche Haltung haben wir, wenn uns jemand das Wort Gottes nahebringen will - sei es nun in einer Predigt, im Hauskreis, in der Seelsorge, oder einem persönlichen Gespräch? Worauf achten wir, wenn wir zuhören? Ist es uns wichtig, daß es gut anzuhören ist, daß wir uns wohlfühlen dabei, daß wir in unserer Haltung bestätigt werden - oder versuchen wir herauszuhören, was Gott uns durch diesen Menschen sagen will?
Im 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 13 beschreibt uns die Bibel, welche Haltung uns weiterbringt. Es heißt dort: Wir danken Gott unablässig, daß Ihr das Wort der Kunde von Gott, was Ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das in Euch, den Glaubenden, auch wirkt''.
Was haben die Thessalonicher gemacht? Sie haben die Worte des Paulus nicht als seine persönliche Meinung angesehen, die er Ihnen überstülpen möchte, sondern akzeptiert, daß Ihnen Gott durch Paulus sein Wort nahebringen wollte. Sie haben sich nicht daran gestört, daß Paulus einen sehr drastischen Stil zu reden und scheinbar extreme Ansichten hatte. Sie haben sich auch nicht von seinem Auftreten, seinem Aussehen und manchen anderen Eigenarten von dem Kern seiner Aussagen ablenken lassen. Nein, sie haben unvoreingenommen in seinen Aussagen das Wort Gottes gesucht - und gefunden.
Genau das sollten wir auch lernen. Wir sollten aufhören, auf vordergründige Dinge zu achten, wenn jemand zu uns spricht - etwa darauf, ob der Pastor schon wieder denselben Anzug anhat und ob die Krawatte dazu paßt oder nicht; ob zuweilen Störgeräusche in der Mikrophonalage vorkommen; ob neben mir ein Kind etwas unruhig ist; ob mir die Predigt etwas zu lang vorkommt; ob es schon wieder 11 Uhr ist; ob die Wortwahl des Predigers etwas seltsam ist; ob es Begriffe dabei gibt, die mich ärgern; und so weiter - all dies sind doch Nebensächlichkeiten, die mit der eigentlichen Aussage nichts zu tun haben.
Ob ich etwas aus einer Predigt etwas mitnehme, hängt nicht von diesen störende Nebensächlichkeiten sondern von meiner Einstellung beim Zuhören. Wenn ich Belehrung durch Gott suche, dann kann ich Störungen ignorieren und auf die wirklichen Aussagen achten. Bin ich dagegen negativ eingestellt, dann werde ich mein Augenmerk auch auf negative Dinge lenken und das Positive überhören. Das gilt für Predigten genauso wie für Gespäche im Alltag.
Also - laßt uns lernen darauf zu achten, was die wirklichen Aussagen sind. Sind sie schriftgemäß? Geben sie mir Antworten auf meine derzeitigen Fragen? Eine Ermutigung? Eine Korrektur? Was kann ich mit nach Hause nehmen? Das ist, was wirklich zählt!
Genauso wichtig ist es, aufmerksam dabeizusein, wenn das Wort Gottes gesprochen wird, und die Gedanken nicht etwa bei ganz anderen Dingen zu haben. Es gibt so viele Dinge, die uns beschäftigen und die wir auch während eines Gottesdienstes nicht loslassen können: Sorgen und Frust; Streit und Ärger mit anderen Leuten; Angelegenheiten, die unmittelbar nach dem Gottesdienst anstehen, wie Haushalt und Mittagesssen; Pläne, die uns durch den Kopf gehen; Arbeit, die noch zu erledigen ist; Angst vor Dingen, die auf uns zukommen - ich habe mich selbst schon öfter dabei ertappt, daß ich plötzlich ganz woanders war mit meinen Gedanken. Aber das ist nicht gut so.
Wir sollte darauf aufpassen, daß wir solchen Ablenkungen keinen Raum geben, denn sonst verpassen wir das entscheidende Wort, das uns weiterbringt. Statt selbst zu grübeln, sollten wir darauf hören, ob in dem Gesagten eine Antwort Gottes zu finden ist.
Wenn Gott spricht, dann erwartet er, daß wir mit ganzem Herzen dabei sind. Unaufmerksamkeit, wenn Gott spricht, ist ein Zeichen von Mißachtung und Hochmut - Aufmerksamkeit dagegen ist ein Zeichen unserer Liebe, unseres Respekts, und unserer Ehrfurcht Gott gegenüber. Wenn Gott spricht, dann legen wir besser alles andere beiseite - sonst kann das wahrhaftige Wort Gottes in uns nicht wirken.
Ich will Euch einmal eine Stelle aus Sprüche, Kapitel 2 vorlesen, die eindrucksvoll den Segen deutlich macht, der hinter einem aufmerksamen Hören steht.
All das stellt sich automatisch ein, wenn wir mit vollem Herzen zuhören. Das Wort Gottes hat Kraft, Leben zu schaffen und Heilung zu bringen, wenn wir es nur aufnehmen. Wenn wir zum Gottesdienst kommen, um von Gott Antworten und Hilfe zu erhalten, dann finden wir das auch. Deshalb sollten wir ganz dabeisein, wenn er zu uns spricht.
Statt selbst über Antworten und Lösungen für schwierige Situationen zu grübeln und über die eigene Schwäche zu klagen, sollten wir lieber unsere gesamte Energie darauf richten, uns darauf zu konzentrieren, was Gott sagt. Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert (Hebräer 4:12) - es dringt überall hindurch, wo wir längst keine Chance mehr haben, etwas zu erreichen. Da bekommen wir, was wir brauchen, und nirgendwo anders!
Spornt uns das nicht an, richtig zuzuhören und alles aufzunehmen, was uns das Wort Gottes geben kann?
Ein drittes gehört allerdings auch noch zum Hören dazu. Wie gehen wir mit dem Wort Gottes um, nachdem wir es gehört haben? Sagen wir ``welch ein ermutigendes Wort!'', gehen dann nach Hause, vergessen es und verhalten uns genauso wie zuvor? Das wäre sicherlich nicht sehr sinnvoll, denn erst das Bewahren des Wortes führt zur Frucht - darum geht es ja gerade in diesem Gleichnis.
Wir müssen also dafür sorgen, daß wir das Wort so in uns aufnehmen, daß es in uns bleibt und, wie man so sagt, Wurzeln schlägt. Dabei gibt es allerdings ein paar Hindernisse zu überwinden, vor denen Jesus uns warnt. Es gibt zum Beispiel Situationen, da haben wir ein Wort gehört, das uns anspricht und dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von unseren Herzen weg, auf daß wir nicht glauben und Frucht davontragen. Jesus selbst sagt uns das: genau dann wenn wir etwas sehr Wichtiges gehört haben, wird der Teufel versuchen, das Gehörte für uns wieder unwirksam zu machen - darauf sollten wir vorbereitet sein, um es zu verhindern.
Es gibt ein paar typische Methoden, wie er das versucht.
Gerade hast Du etwas gehört, was Dich anspricht. Du siehst den Weg, den Gott Dir vorschlägt, klar vor Augen.
Plötzlich aber schießen Dir Bedenken und Einwände durch den Kopf: ``Bei mir funktioniert das nicht. Bei mir funktioniert nie etwas. Ich kann das nicht; ich bin zu alt dafür, zu schwach. Andere Menschen werden mir das unmöglich machen - bei anderen mag das klappen, aber in meiner Situation ist das anders''. Du sagst ``Ja aber'' anstatt - wie es wirklich sein sollte - ``Ja Amen''.
Diese ständigen Einwände sind ein beliebter Versuch , Gott nicht zu gehorchen zu müssen. Statt ihm zu glauben, bringen wir unsere Bedenken vor, warum das, was er verspricht, in unserem Falle nicht klappen soll.
Und schon ist das kostbare Wort wieder weg. Wir haben es achtlos weggeworfen und der Teufel hat es flugs mitgenommen.
Du betest für etwas, von dem Du sicher sein kannst, daß Gott es Dir versprochen hat. Innerlich denkst Du aber dabei: ``Oh, hoffentlich klappt es diesmal''. Schon ist das Wort, die Zusage Gottes, wieder weg - der Zweifel hat es zunichte gemacht.
Wer beim Beten zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Wind hin- und hergetrieben wird, und wird nichts vom Herrn empfangen - heißt es im Jakobusbrief. Wenn wir Gott nicht zutrauen, daß er sein Wort einhält, auch wenn wir nicht sehen, wie das denn klappen soll, dann trägt der Teufel die Verheißung weg. Für uns hat sie keine Wirkung mehr, weil wir ihr nicht glauben.
Wenn wir auf diese Punkte achten, werden wir die meisten Störversuche des Satans schnell als solche identifizieren. Und wenn wir darauf vorbereitet sind, können wir verhindern, daß wertvolle Worte verlorengehen.
Wie aber können wir dafür sorgen, daß das Wort auch Wurzeln schlägt und nicht von den ``Dornen des Lebens'' erstickt wird? Was können wir dafür tun, daß wir es so bewahren, daß es wirklich Frucht bringt?
Nun, das hat etwas mit Ausdauer und Verbindlichkeit zu tun. Es reicht nicht aus, das Wort einfach nur zu hören und sich vorzunehmen, später einmal genauer darüber nachzudenken. Nein, schon während des Gottesdienstes oder auch während des Hauskreises muß eine Reaktion auf das Gehörte stattfinden. Wir müssen uns festlegen - festlegen darauf, wie wir das Wort Gottes, das wir verstanden haben, umsetzen wollen. Erst, wenn wir uns festlegen, daß wir das Wort Gottes wirklich ernstnehmen wollen, kann es in uns Wurzeln schlagen.
Ich will ein paar einfache Beispiele nennen:
Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen. Wichtig ist, daß eine konkrete Reaktion erfolgt. Ansonsten bleibt es bei frommen Gedanken, die nachher nicht verwirklicht werden und uns in ein schlechtes Gewissen treiben.
Hilfreich ist vielleicht auch, wenn wir uns notieren, worauf wir uns festgelegt haben, oder es einer Person unseres Vertrauens mitteilen. Das ist immer dann gut, wenn die ursprüngliche Begeisterung nach einigen Tagen wieder weggehen und unser Entschluß kraftlos werden möchte. Denn es hilft uns, erneut mit dem konkreten Entschluß in die Gegenwart zu Gottes gehen und eine Zuversicht zu entwickeln, die tragfähiger ist als der spontane Gedanke.
Und dann werden wir sehen, wie das Wort, auf das wir uns verlassen haben, tatsächlich in Erfüllung geht. Denn wir haben das Versprechen Gottes, glauben daran, gehen unsere kleinen Schritte, und überlassen die endgültige Erfüllung des Versprechens Gott selbst - ohne Angst davor, enttäuscht zu werden.
Genau das ist Frucht bringen mit Ausdauer.
Das Vertrauen und die Hoffnung auf Gottes Verheißungen und die Freude darauf, das Ziel eines Tages erfüllt zu sehen, werden uns dann die Kraft geben, auch über längere Zeit auf ein Ziel zuzugehen, bei dem es eine ganze Zeit lang kaum Fortschritte gibt.
Deshalb meine Bitte zum Schluß: laß Dich von Gott dahin stellen, wo er Dich brauchen will, und Du wirst sehen, daß Du wachsen und Frucht bringen wirst. Gott hat noch viel für Dich in Reserve - nimm es in Anspruch!